Die Fähigkeit, in der heutigen Welt zu navigieren

In einer komplexen Welt ist die Navigation nicht so geradlinig, wie bei klaren Verhältnissen. Und unsere Welt wird derzeit gefühlt täglich komplexer. Sie wird unvorhersehbarer, mehrdeutiger und die Menge an Information, die wir bräuchten, um fundierte Entscheidungen zu treffen, übersteigt immer häufiger unsere Auffassungsgabe.

Um in einer solchen Welt zurecht zu kommen, benötigen wir Komplexitätskompetenz. Konkret heißt das, wir benötigen die Fähigkeit, mit dieser Fülle an Faktoren auf eine Art und Weise umzugehen, die uns nicht wie das Reh im Scheinwerferlicht erstarren lässt, bis wir überfahren werden.

Wir müssen unsere Fähigkeit ausbauen, Probleme zu identifizieren und in Hypothesen herunterzubrechen. Es muss klar sein, dass es keine fertigen Lösungen zu diesen Problemen gibt. Die abgeleiteten Hypothesen bestimmen die experimentelle Suche nach Mustern. Wir müssen es schaffen, frühzeitig wichtige Einflussgrößen zu identifizieren, mehrere Lösungen zu generieren und nicht-hilfreiche Ansätze und Experimente möglichst schnell loszulassen, nachdem wir daraus gelernt haben. Nur so können wir uns, entlanggehangelt an der wissenschaftlichen Methode, den erfolgreichsten Lösungen nähern.

Schon Goethe sagte: „Entscheide lieber ungefähr richtig als genau falsch.“
Menschen, die einigermaßen gut mit komplexen Situationen umgehen können, zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie flexibler sind, einmal gemachte Pläne problemlos an neue Gegebenheiten anpassen, ein breiteres Lösungsspektrum im Blick haben und grundsätzlich in diesen VUKA-Feldern weniger gestresst wirken, als wir Normalsterbliche. Sie scheinen immer schon einen Plan B in der Tasche zu haben, wenn neue Informationen reinkommen. Sie haben eine erstaunlich treffsichere Intuition, wenn es darum geht, sich herausbildende Muster zu erkennen. Und bei Rückschlägen stehen sie irgendwie schneller wieder auf, und finden neue Wege nach vorne.

Drei Merkmale der Komplexitätskompetenz möchte ich herausgreifen:

  1. Resilienz, da wir mit Zweifeln und Rückschlägen gesund umgehen müssen,
  2. Unabhängigkeit, da wir bisherige Sichtweisen und Lösungen loslassen können müssen und
  3. Kreativität, da wir noch nicht-existierende Lösungen entwickeln müssen.

Diese drei Merkmale lassen sich nämlich stärken bzw. fördern, indem man die agile Motivation* von Menschen begünstigt. Diese hängt davon ab, wie gut die drei psychologischen Grundbedürfnisse nach Selbstbestimmtheit, Kompetenz und Eingebundenheit erfüllt sind.
*Im Blogpost schreibe ich noch von autonomer Motivation, dem Originalbegriff aus der Forschung. Der ist synonym zu agiler Motivation zu verstehen.

Es lohnt sich also, die agile Motivation von Menschen zu fördern. Nicht nur, weil sie dann eine höhere Motivation haben, sondern auch, weil sie dann in unserer heutigen Welt besser klarkommen. Sie verfügen damit nämlich automatisch über eine ausgezeichnete Komplexitätskompetenz.