Ideen sind zerbrechlich

Für viele Menschen wirkt Veränderung bedrohlich. Für viele Organisationen hat es sich bewährt, auf Sicherheit und Fehlerfreiheit zu setzen. Und das spiegelt sich auch in unserem Umgang mit Ideen wider: es wird sofort nach Fehlern und Schwachstellen gesucht, um diese auszumerzen, bevor ein Unglück passiert.

Wenn Ideen generiert werden, sind sie zerbrechlich und angreifbar. Nicht umsonst wird häufig das Bild des Setzlings bemüht, ein zartes Pflänzchen, das erst gehegt und gepflegt werden muss, bevor es gepflanzt werden kann, um zu wachsen und schließlich Früchte zu tragen.

Jede Idee eine kleine Welle

In meinen Augen sind frische Ideen wie kleine Wellen. Sie bringen eine gewisse Energie mit und sind noch nicht attraktiv genug, um darauf zu surfen. Wenn sie zu früh kritisiert werden und frontal auf Kritik stoßen, die genauso viel Kraft hat, wie die Idee selbst, dann heben sich die Wellen auf. Ein Nullsummenspiel. Dies ist auf Dauer demotivierend und führt in Organisationen zu Frustration, da kreative Energie vergeudet wird.

Wenn nun aber unfertige Ideen nicht nur ständig kritisiert und zerpflückt werden, sondern diese kritische Haltung überhandnimmt, führt dies zu einer negativen Atmosphäre. Ideen werden nicht mehr objektiv betrachtet, sondern vielmehr gejagt. Dies gibt Meckerern Futter, den Skeptikern und Zynikern, und nicht selten werden nicht nur die Ideen sondern auch die Ideengeber überrollt. In solch dysfunktionalen Strukturen kommt es vermehrt zu Konflikten und Missstimmung.

Resilienz für Ideen

Da man aber nicht jede einzelne Idee mit einem Panzer ausstatten kann und sollte, ist die Frage, wie man Idee so stärken kann, dass sie stark genug sind, um vernünftiger Kritik ausgesetzt zu werden? Ohne gleich blind alle Ideen durchzuboxen oder gar nicht erst zu hinterfragen? Eine Antwort ist m.E., dass man die implizite Annahme verändern muss, dass Kritik einer Idee schadet. Wenn Kritik als Stärkung für gute Ideen verstanden ist, und eine Ideengeberin mit dieser Haltung auf Kritiker trifft, kann sie Hinweise auf Schwachstellen nutzen, um die Idee auszubauen, anzupassen und zu stärken. Die Energie der Kritik wird der Idee einverleibt und sinnvoll genutzt. Mit der Zeit führt dies nicht nur zu gestärkten Ideen, sondern auch zu einer optimistischeren Haltung gegenüber neuen Ideen und zu einem wertschätzenden Miteinander.

„Ein Genie macht keine Fehler. Seine Irrtümer sind Tore zu neuen Entdeckungen.“ (James Joyce)